Nach einem langen Bürotag mit viel zu wenig frischer Luft fällt es abends leicht, doch nicht Linux zu installieren, wie eigentlich geplant. Die Vorstellung von Sonnenuntergang, Vogelkonzert und Lindenblütenduft treibt mich nach draußen aufs Fahrrad. Zuerst ist es ganz schön frisch. Ich bin froh ein Sweatshirt angezogen zu haben und frage mich sogar, ob kurze Hose und Sandalen so eine gute Idee gewesen sind. Aber sobald die Bergabstrecke zuende ist und ich den Kiessee erreiche, bin ich akklimatisiert.
Faszinierend, wie viele Jogger und Walkerinnen unterwegs sind. Überhaupt, wie viele Leute abends Sport machen! Letztes Jahr habe ich im Juni einige Abendsportradtouren gemacht. Dieses Jahr kriege ich das nicht geregelt. Immerhin fühle ich mich angespornt genug, den schönen Radweg an der Leine entlang so richtig reinzutreten.
Am Hagenweg biege ich rechts ab und fahre den Maschmühlenweg entlang, an den neuen und alten Treppchenhäusern vorbei. Davor tobt das Leben. Jede Menge spielende Kinder, eine sehr bunt gekleidete ältere Frau steht vor einem großen Grill und röstet Spieße. Beinahe eine Idylle…
Am Güterbahnhof steige ich ab und gucke, was sich dort bereits getan hat. Das GT schrieb schon vor einiger Zeit, die Umbauten zum Güterverkehrszentrum hätten bereits begonnen. Augenfälligste Änderung: neben dem Güterbahnhof wurden einige Häuser abgerissen. Neu entstanden ist dort ein großer öder Parkplatz und ein Schl*cker-Markt. Da haben sicher schon alle drauf gewartet, vor allem wahrscheinlich das Personal des gegenüber liegenden Eros-Centers. Am Güterbahnhof selbst ist die Halle nun auch von vorn offen. Ein Blick hinein: die Schienen wurden demontiert, der gröbste Schutt abgeräumt.
Viel mehr scheint noch nicht passiert zu sein. Die Atmosphäre dort nimmt mich unmittelbar gefangen. Das letzte Streiflicht der untergehenden Sonne, die Stille, der Geruch nach Metall und jahrealtem Staub –
Mehr Bilder davon demnächst im Photo-Blog.
Der Widerschein der Abendwölkchen rötet und erleuchtet selbst um zehn Uhr abends noch Häuser und Bäume und erzeugt diese ganz seltsame Stimmung, die es nur an sehr wenigen Tagen im Jahr um den Sommeranfang herum gibt. Wenn überhaupt. Die Luft ist geschwängert mit Düften nach Lindenblüten und noch einigen anderen, die ich nicht zuordnen kann. Mauersegler rasen durch den Himmel und rufen. Auf den Dachgiebeln singen die Amseln, was ich denke.
Es hat mich ergriffen.