Erinnerungsträchtig

Erinnerung1
war eine Tour nach Hannover. Seit 25 Jahren wohne ich dort nicht mehr, deutlich mehr als mein halbes Leben. Und obwohl ich eigentlich regelmäßig dort hinfahre, aus unterschiedlichen Gründen, erzeugt diese Stadt noch immer (oder immer wieder) ein intensives Heimatgefühl.
Erinnerung2
Auf dieser Schaukel ereigneten sich vor fast genau 30 Jahren Dinge, an die ich mich immer noch erinnere, als sei es erst letzte Woche gewesen.
Manche Tage könnte ich von morgens bis abends mit Erinnerungsreisen verbringen, alles um mich herum vergessen und nur Vergangenes nachempfinden, beinahe nacherleben. Einmal reicht für vieles einfach nicht.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Elisa

    Wie gut ich DAS kenne. Und auch mag! Kenne Leute, die haben so ein Gefühl nicht, weil sie bis zur 5. Klasse schon 3 Mal umgezogen sind (wurden).

    Auch wenn ich aus meiner Heimatstadt erst knapp 6 Jahren fort bin. Aber jetzt, wo ich gerade so sinnierte: Mich fragte mal jemand, aus welchem Stadtbezirk Berlins ich komme. Und ich hab den angegeben, aus dem ich mit 9 Jahren weggezogen bin (wurde).

    Ich glaube, ich hab soeben eine wichtige Erkenntnis gewonnen.

  2. dark*

    Da ist was aufgerissen…

    Heimatgefuehl – Eines meiner vielen Defizite, das auf jeden Fall ein Adjektiv im Superlativ erfordert; ich weiss nur nicht, welches da passend ist.

  3. grapf

    Mir scheint, Heimatgefühle sind vor allem auch an eine bestimmte Art Erinnerung geknüpft. Die Erinnerung muß gar nicht unbedingt positiv sein, aber sie muß früh angelegt sein. Und sie brauchte wahrscheinlich einige Zeit, um richtig zu wachsen.

    Erste Male spielen dabei sicher eine ganz besondere Rolle.

  4. dark*

    Irgendeine Konstante braucht es dafuer aber auch; Freunde, Schule, Elternhaus, Bezugsperson irgendwas. Wenigstens eine Stadt.

    Ueber das Thema koennte ich endlos schreiben, je nach Grundstimmung wuetend, hasserfuellt, verzweifelt oder traurig vor Selbstmitleid – und der immer wieder schmerzlichen Erkenntnis, dass das Heimatgefuehl aus Gruenden der Funktionalitaet zusammen mit dem Betriebssystem installiert werden muss und nicht spaeter als Anwendung nachinstalliert werden kann.

  5. grapf

    Wie kommt denn das?
    Gab es in deinem Leben keine dieser Konstanten?

    Als einer, der nicht in seiner ursprünglichen Heimat lebt, kann ich übrigens schon behaupten, dass Heimatgefühle auch nachinstalliert werden können.
    Das Update hat nicht mehr dieselbe Intensität wie die erste Version, aber funktionieren tut’s.
    Je älter man wird, desto länger dauert’s vielleicht – aber möglicherweise stimmt nicht einmal das, sondern das Heimatgefühl entwickelt sich aus bekannten und vertrauten Details, die gar nicht notgedrungen ortsgebunden sind.

  6. dark*

    Zur detailierten Erklaerung muesste ich jetzt meine komplette Lebensgeschichte niederschreiben, was eindeutig zu lange dauert ;-)

    Ich versuch’s kurz zu umreissen:
    Ich bin genauso oft umgezogen (worden), wie ich Jahre alt bin; und das schon von fruehester Kindheit an, also kein Phaenomen meines Erwachsenenlebens. Dabei wurde ich waehrend meiner Kindheit/Jugend mal von beiden Eltern, mal den Grosseltern, mal meiner Mutter alleine, mal von Bekannten und auch in einem Internat beherbergt. Egal bei wem ich gerade war, mir wurde stets das Gefuehl des Unerwuenscht-Seins vermittelt, durch Handlungen, indirekte und direkte Worte, durch die jeweiligen Bezugspersonen, aber auch Mitschueler.
    Dieses staendige Hin- und Hergeschubse brachte natuerlich auch immer einen Schulwelchsel mit sich, da es staedte- und laenderuebergreifend war (Bundeslaender wohlgemerkt, die BRD habe ich wohntechnisch – noch – nicht verlassen).

    Tja… (manchmal fehlen mir da selbst die Worte)

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