Gewitter beim Pizza-Bäcker

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Schon auf der Fahrt durch den Augustabend war ich erstaunt über die plötzliche Dunkelheit. Noch nicht einmal 20 Uhr und schon eine Finsternis, als stünde der Weltuntergang unmittelbar bevor. Dann einsetzender Regen, Blitze, Donner, Scheibenwischer kämpfen gegen die vielfach reflektierten und gebrochenen Lichtkegel der entgegenkommenden Scheinwerfer.
Schnell beim Pizza-Mann vorgefahren, das Auto auf der Schräge direkt vor seinem Schaufenster zum Stehen gebracht und mit ein paar beherzt gesprungenen Schritten noch fast trocken hinein gekommen.
Bestellen: zwo Pizzen. Ganz profan und bescheiden.
Dann sofort wieder hinausgucken. Und horchen. Auf das Wellblechdach vor dem Eingang trommeln immer schwerere Regentropfen. Daneben die Neonröhre im Pizzeriaschild plinkert hin und wieder schwächlich auf, kaum merklich gegen die immer häufiger grell flackernden Blitze, deren Donnerschläge jedoch kaum gegen den Lärm des Regens ankommen. Ein beachtliches Tohuwabohu.

Langsam aber stetig steigt das Wasser auf dem Bürgersteig, läuft in immer breiteren Bächen die Schräge zum Eingang der Pizzeria hinunter, bis es dort die Höhe der Türschwelle erreicht. Schnell schließt der Pizza-Bäcker-Gehilfe die Tür, legt gegen die sofort durchsickernden Rinnsale unter der Tür Geschirrtücher aus, drückt sie in die Ritzen, hält mit dem Gewicht seines Körpers die Tür zu. Allein, es nützt ihm nichts. Das Wasser plätschert immer munterer die Treppe hinunter, hinein in den Kunden- und dann auch in den Küchenbereich des Bäckers. Die Pizza-Bäckerin wischt mit Wischtuch und Schrubber in Eimer dagegen an und verhindert, daß die Kunden, zwei andere Menschen außer mir, im Wasser stehen müssen. Viel nützen tut es freilich nicht.
Da endlich taucht, wie aus dem Off, gerade noch rechtzeitig, der Ladeninhaber auf, stürzt hinaus ins tosende Unwetter, wirft sich vor seinem Laden auf dem Bürgersteig auf den Boden, reißt die Gitter der Dränagen auf und befreit sie mit bloßen Händen von Laub und anderen den Abfluß hindernden Dingen, die sich darin angesammelt haben. Zu spät jedoch auch das. Sein Einsatz, nasse Hosen, natürlich auch der Rest von ihm durchnäßt – vergebens, das nachfließende Wasser ist schneller.
Schließlich greift er zum Besen und fegt die Wassermassen von hinnen. Ausdauernd, wütend und mit der Kraft der Verzweiflung, so scheint es, wird er der Fluten Herr. Langsam aber stetig nimmt der Strom in seine Pizzeria ab, auch der Himmel spielt nun endlich mit, der Wolkenbruch schraubt sich zurück auf ein mitteleuropäisch verträgliches normales Regenmaß. Und er, der Pizza-Bäcker, hat den Kampf gewonnen. Für’s erste.
Es blitzt weiterhin, es kracht. es regnet – aber nicht mehr in seinen Laden hinein, der Bügersteig vor seinem Schaufenster wieder beinahe trocken.
Auf der Straße dafür nun ein Schauspiel, welches ich bislang nur aus dem Fernsehen kannte: die Straße hat sich in einen reißenden Bergbach verwandelt. Es ist nicht mehr allein die überlaufende Gosse, es ist die ganze Fahrbahn, die fast knietief voller Wasser steht. Die Autos fahren noch, aber ziehen riesige Fontainen neben sich und hinter sich her. Der Unterkiefer hängt mir unwillkürlich runter. Und keine Kamera dabei.
Nachdem die Gefahr gebannt scheint, kann die Belegschaft endlich wieder ihrer eigentlichen Beschäftigung nachgehen. Und die Pizzen backen. Kunden erwachen aus ihrer Erstarrung, bekommen, was sie bestellt haben und gehen. Neue kommen. Das Leben geht weiter.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. tobyyy

    Wunderbare Weltuntergangs- stimmungsbeschreibung!
    Und die fehlende Kamera ist bei so einer Erzählung verschmerzlich, sie hätte es eh nur unzureichend abgebildet.

    Willst Du das nicht mal ins Wetterforum posten?

  2. Älis

    Ein technisches Problem, das mir jetzt erst auffällt(falls schon darüber gesprochen würde, bitte ich die Wiederholung zu entschuldigen):

    Ich kann den Text nur „abgeschnitten“ lesen, weil der rechte Rand von dem gelben Topics-Feld überdeckt wird. Liegt wahrscheinlich an meiner Auflösung 800 x 600?

  3. Grapf

    Ist es jetzt besser, Älis?
    Wenn ja, lag es an dem endlosen Wort von tobyyy, das ich jetzt mal getrennt habe. Im IE vergrößerte das lange Wort den DIV-Layer, Mozilla macht das nicht, deshalb war’s mir noch nicht aufgefallen. Muß noch mal gucken, ob ich da eine CSS-Lösung für finde.

  4. Älis

    Jetzt ist es gut, so liest es sich doch ungleich leichter und schöner.
    Tja, selber schuld, wer IE nutzt; hallt es mir da in den Ohren …

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