Einig gegen die da unten
So wollen sie nun also erneut Milliarden nutzen, um Ungerechtigkeiten zu zementieren oder, wo das noch nicht geht, erstmal neue zu begründen. Im Untergang des offensichtlich gescheiterten neoliberalen Großversuchs (manche nennen es Globalisierung) reißen sie alles mit sich, wessen sie noch habhaft werden können.
100 Euro einmalig pro Kind auch für die IV-Hartzer. Das nennen sie sozial. Zugleich werden die Steuersätze vor allem für die höheren Einkommen gesenkt, nicht für eine einmalige Gehaltszahlung, sondern dauerhaft. Was werden sie mit dem Ersparten tun, die Bezieher höherer Einkommen? Fleißig Waren konsumieren oder nach günstigen Anlageformen (im Ausland) suchen?
An dem Schuldenberg, der auch vorher schon eigentlich unermeßlich war, werden sich noch Generationen abarbeiten können. Was ihn nicht von all den Müllbergen unterscheidet, die wir so fleißig produzieren.
Verkehrspolitik in der Krise oder – Südumgehungspange again
gö* schrieb schon oft darüber.
Das hat nicht viel geholfen. Natürlich nicht. Wer liest das hier schon und wer ist schon darüber hinaus in der Lage den Verlockungen der Krise zu widerstehen! Ausgerechnet der Krise, der großen und grauenhaften, die die öffentlichen Kassen nun seltsamerweise mit Milliarden aufschwemmen soll, damit neue Gebäude für Erziehung und Bildung und neue Verkehrswege gebaut werden können.
Schließlich ist das Benzin ja wieder billich zu haben, die Bahn hingegen gerade teurer geworden – also laßt uns Auto fahren auf Teufel komm raus. Solange es noch geht und – wenn’s geht – auch gern noch länger!
Und dann laßt uns ein paar neue Kindergärten und Schulen bauen. Ist doch wumpe, ob es dafür überhaupt noch genügend Kinder und Schüler geben wird. Erst recht schert es niemanden, daß das Bildungssystem viel zu tief und ernst krankt, als daß es mit ein paar goodwill-Aktionen grundlegend erneuert werden könnte.
Nein.
Wir glauben: viel hilft viel.
Wir wollen: den Kopf aber in den Sand stecken.
Wir machen: jetzt Nägel mit Köpfen.
Und ab.
(Sehr allmählich verhallendes Hohngelächter aus dem Off)
Im Kältegriff
Der nächtliche Tiefswert ist noch einmal Rekord: -24°! Heute Morgen sind es aber nur noch etwa -16°, als ich zur Arbeit fahre. Ich bin überrascht, wie schnell man sich daran gewöhnt. Meine Handschuhe bringen es nicht, die Finger werden kalt. Fäustlinge wären viel besser, versuche ich auch schon seit Jahren zu bekommen, als Windstopper vorzugsweise, scheint es aber (zumindest hier) nicht zu geben. Aber ansonsten bin ich akklimatisiert. Radfahren kein Problem, das Eis auf den Straßen ist schön rauh. Nur die Autofahrer könnten – wie immer – eine Spur rücksichtsvoller sein. Wieso die meinen, in den engen Straßen der Südstadt schon wieder Jagd auf Radler machen zu müssen, ist mir schleierhaft.
Zuhause nimmt man deutlich die unzureichende Isolierung des Hauses wahr. Die Wände sind a***kalt und durch alle Ritzen an Fenstern und Türen weht ein eisiger Hauch.
Aber –
ich möchte mir nicht vorstellen, wie es sich unter den Rolltreppen auf den Bahnhöfen oder in Ubahn-Stationen anfühlt, wo DB AG und lokale Verkehrsbetriebe menschelnderweise Obdachlosen Übernachtungsmöglichkeiten gewähren. Zum Naseabfrieren wird es dort immer noch reichen, denkt man.
Richtig kalt mal
Bei etwa -18° hat der Innere Schweinehund scheinbar leichtes Spiel, wenn er meint, mich im Bett halten zu können. Aber die Herausforderung, nun erst recht aufzustehen und loszulaufen, ist stärker. Ätsch.
Ich ziehe alles an, was man zweckmäßigerweise so anziehen kann und laufe los. Unter jedem Schritt knackt der Boden. Der Schnee hat so ein ganz besonderes Knirschen, das ich sehr mag. An den Beinen ist es trotz neuer extra warmer Winter-Tight schon etwas frisch, später werden sie knallrot sein und unter der Dusche ordentlich brennen. Und um die Augen rum das seltsame Gefühl, daß die Tränen festfrieren. Das tun dafür wenigstens nicht die Nasenhaare.
Es läuft sich gut. Nach einer Viertelstunde schwitzen sogar Hände und ein Stückchen Kopfhaut. Bis ich bei einer Änderung der Richtung leichten Wind von vorn verspüre. Daraufhin scheint der Schweiß zu frieren.
Das übliche befreite Denkgefühl stellt sich nur kurz ein, zu lange bin ich mit Körperwahrnehmung beschäftigt. Aber es ist gut und hinterher brummt alles. Besonders seltsam das Temperaturempfinden unter der Dusche: je heißer ich sie drehe, desto frösteliger wird mir. Aber es wird.
Und das Frühstück hat lange nicht so gut geschmeckt…
[Edit später]
07:00 -20°
08:00 -21°
11:00 -18°
13:00 -14°
15:00 -13°
16:00 -12°
17:00 -15°
…
01:00 -22°
[Edit noch später]
Mit dieser Kälte hat Göttingen wenigstens ein Mal die Tabellenspitze der kältesten Orte angeführt. *Juhuu*
Noch kälter war es in Göttingen ansonsten nur Anfang 1997 und irgendwann 1963.
Neujahr
Zur Erinnerung (Kreuz in den Kalender!):
1. Januar: Ausschlafen fast bis halb 10!!! Wie lange hat es das nicht gegeben!
Nach dem Frühstück aber dann zum Ausgleich ziemlich hektisch zum Bahnhof und mit Kind3 im Metronom nach Celle fahren. Sie ist gut drauf, fragt höchstens alle 10 Minuten, wie lange es noch dauert, und die übrige Zeit unterhalten wir uns über andere spannende Dinge. In Celle übergebe ich sie direkt am Bahnhof ihrer lieben Freundin und deren Vater. Seltsames Gefühl, dann so am Bahnhof in der Fremde stehen gelassen zu werden.
Ich mache paar Bahnhofsphotos und fahre mit dem nächsten Metronom zurück, lese dabei den Anfang des Spiegelartikels über die Finanzkrise. Wie kann ein Artikel nur so endlos laberig sein. Wie habe ich es je ertragen sowas zu lesen. Aber egal, danach bin ich schlauer und komme mit dem Gefühl zurück nach Hause, das Jahr mit etwas sinnvollem begonnen und gleich etwas Ferne und Exotik (Celle!) erlebt zu haben.