Voll entgleist

Daß die Mehdornigkeit der deutschen (Verkehrs-)Politik nicht nur System hat, sondern System ist, das ist aus meiner Sicht der eigentliche Skandal. Man hat diesen Mann jahrelang quasi ungestört das größte und wichtigste staatseigene Transportunternehmen demontieren lassen, vor allem um die Bilanz schön aussehen zu lassen. Seine persönliche Art, vor allem seine Hartnäckigkeit gab einen prima Puffer ab, die den Unmut der Bahn-an-der-Börse-Verscherbelungsgegner auf sich zog und – größtenteils wirkungslos verpuffen ließ. Wäre nicht letzten Herbst unverhofft die Finanzkrise vom Himmel gefallen, wäre die deutsche Bahn sicher längst an der Börse. Ebenso sicher und scheinbar unwiderruflich, wie der Konzern DB-AG in den letzten Jahren Trassen stillgelegt, die Personaldecke ausgedünnt und zugleich munter Preise erhöht hat.

Welch zynische Ironie jedoch, daß der Mann ausgerechnet durch einen Datenskandal zu Fall gebracht wird, eine großangelegte Schnüffelaktion, die zwar ekelhafter kaum sein könnte, die andererseits doch eigentlich voll auf Regierungslinie liegen dürfte. Wie man sich von solchen Vorgängen innerhalb eines staatseigenen Unternehmens doch ohnehin kaum vorstellen kann, daß sie ohne staatliches Mitwissen und Beteiligung machbar wären. Ein Herr Schäuble hat mit seinem Sicherheitswahn den geistigen Boden dafür fruchtbar gemacht. Der mußte schließlich beackert werden.

Ich fürchte, an der Bahnpolitik wird sich auch nach der Ära Mehdorn nichts ändern, solange die Herren Betonkopf-Politiker nicht einen grundsätzlich anderen Kurs a in Sachen Verkehrspolitik und b in Sachen Umgang mit staatseigenem Tafelsilber einschlagen.
Mehrdorn war ein prima Feind, ein klasse Prellbock – er hat seine Sache gut gemacht. Bis hin zu seinem Abgang, der nun prima von den tatsächlichen Problemen ablenkt.

Klares Bekenntnis zur Gesamtschule!


Schüler- und Eltern- und Lehrer-Demo gegen die Einführung des Abiturs in 8 Jahren (I8) auch an Gesamtschulen.

Seit Jahren werden an den Integrierten Gesamtschulen wesentlich mehr Schüler angemeldet, als diese aufnehmen können. Eine Tendenz, die sich durch die Einführung von G8 (Abitur nach 8 Jahren Gymnasium) noch verstärkt hat. Der Elternwille ist in dieser Hinsicht ebenso eindeutig wie die Erfolge, die Gesamtschulen nachweislich erreichen konnten: etwa der Hälfte aller Schüler mit Hauptschul-Empfehlung gelingt es, an Gesamtschulen das Abitur zu bestehen, wohl gemerkt das Zentralabitur.
Im Gegenzug hört man von fast allen Eltern, die man nach den Erfahrungen ihrer Kinder mit der verkürzten Gymnasial-Schulzeit befragt, daß ihre Kinder dauergestresst sind, regelmäßig täglich bis 18 Uhr und länger mit Schule und Hausaufgaben beschäftigt sind – und für Freizeit, Freundschaft und Jugend keine Zeit und keine Energie mehr übrig haben.

Für die Integration lernschwächerer Schüler bedeutet die Verkürzung der Schulzeit, die mit einer ständigen Kürzung von Lehrerstellen einhergeht, auf längere Sicht das Aus. Von Chancengleichheit kann dann endgültig keine Rede mehr sein.

Auch im internationalen Vergleich zeigt sich seit langem: gemeinsames Lernen von Kindern führt zu besseren Abschlüssen, ist also unserem System überlegen. In Europa gibt es überhaupt nur noch in Deutschland und Österreich ein dreigliedriges Schulsystem.

Die niedersächsische CDU-/FDP-Regierung ignoriert all diese Fakten und behauptet dreist gegenteiliges – wider besseres Wissen oder aus erschreckender Unkenntnis? Die Beschleunigung des parlamentarischen Verfahrens zur Einführung von I8 (Abitur in 8 Jahren auch an Gesamtschulen) macht leider sehr deutlich, daß dieser Regierung die von Eltern, Schülern und Lehrern geäußerten Willensbekundungen egal sind.
Diese Regierung handelt offensichtlich planvoll gegen die Interessen der nachwachsenden Generation.
Warum nur?!


Gestern sind Schüler, Eltern und Lehrer der IGS Göttingen gemeinsam durch die Stadt gezogen, um ihren Unmut zu äußern und zugleich der Landesregierung Bescheid zu geben:

Den Gesamtschulen müssen ihre 9 Jahre bis zum Abitur erhalten bleiben!

Schnelle Bildbetrachter

Mit FastPictureViewer kann man nicht nur rasend schnell RAW-Dateien von Photos sichten, sondern auch schon mal bewerten und ausmisten, bevor man sie in Lightroom importiert. Die für nichtkommerzielle Zwecke nutzbare Lizenz ist kostenlos. Das Programm ist voll auf Geschwindigkeit getrimmt und sehr minimalistisch, ohne daß dabei auf einen gewissen Chique verzichtet worden wäre…

Interessant ist auch Picture Information Extractor, sieht aus wie ein ACDSee-Clone, scheint aber deutlich schneller zu sein, darf man aber nur 15 Tage kostenlos nutzen. Wenn man schon ACDSee hat, erscheint mir der Zusatznutzen erstmal fraglich.
Mal genauer gucken.

Das kalte Frühjahr

Nachdem es das ganze Frühjahr nur an einem einzigen Tag mal gerade eben etwas wärmer als 10° war, am vergangenen Samstag nämlich, es ansonsten reichlich und heftig gefroren hat, ist nun der Winter wieder volle Lotte zurückgekehrt: nach ordentlichen Nachtfrösten schneit es gerade waagerecht und mit Schmackes.
Das gemeinste daran irgendwie, daß man so gänzlich um die so lang ersehnten morgendlichen Vogelkonzerte betrogen wird. Denn die Amseln singen kaum bis gar nicht, wenn es so lausig kalt ist. Und außerdem ist man nur noch am Schlottern. Ist auch das Wetter endlich in der Krise angekommen? Wie soll das weiter gehen?

Automatische Gesichtserkennung

Vielleicht haben Sie ja schon eine neuere Digitalkamera und entdeckt, daß so ein Gerät mittlerweile erstaunlich treffsicher die Bereiche von Bildern erkennt, auf denen menschliche Gesichter zu sehen sind. Manche Kamerasoftware kann sogar verschiedene Gesichter prima voneinander unterscheiden und sich merken.
Mit iPhoto 9 und Picasa ist es nun offenbar in großem Stil möglich, auf Photos Gesichter ganz systematisch zu identifizieren – und, wenn es nach google ginge, gleich alle im Web verfügbaren Gesichtsphotos zu katalogisieren: mit Realnamen und Mail-Adresse.
Mal abgesehen davon, daß man sich fragen muß: wenn das schon mit diesen frei verfügbaren Home-User-Programmen möglich ist, wie weit werden dann erst die geheimen Programme der Geheimdienste sein? – Es stehen den Polizei- und Geheimdiensten ganz offensichtlich rosige Zeiten bevor. Erkennungsdienstliche Behandlung läßt sich endlich komplett berührungslos durchführen, ja, ohne daß die Erkannten auch nur eine Ahnung davon haben. Alles quasi völlig automatisch in Hintergrund-Tasks.
Selbst die Herren Garfinkel und Rosenberg, die das ausprobiert haben und mit ihren Familien viel Spaß dabei hatten, finden das ein wenig unheimlich.
Man muß sich ja dazu vergegenwärtigen, daß diese Technik nicht am Ende sondern eher am Anfang ihrer Entwicklung ist. Und daß es schon jetzt keine Frage der Algorithmen mehr, sondern nur des Fleißes und der Geduld ist, all den Milliarden bereits im Web verfügbaren Menschenbilder Namen und Adressen zuzuordnen und diese Informationen zu speichern und verfügbar zu machen.
Wer glaubt im Ernst, daß Gesetze – gleich welcher Art – da irgendeinen Schutz vor Mißbrauch bieten könnten? Diese Technik zu haben, heißt: sie benutzen.

Vielleicht doch endlich an der Zeit, den Kopf in den Sand zu stecken? Oder auch dafür längst zu spät?

Göttingens Süden: vom Auto-Verkehr bedroht

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Eine bald 30 Jahre alte hirnrissige Idee wird in regelmäßigen Abständen wieder aus dem Giftschrank gekramt und soll jeweils als jetzt aber ganz dringend und sofort notwendig verkauft werden: das Gespenst der Südumgehung, einer Umgehungsstraße, die immer wieder mit denselben Argumenten legitimiert werden soll: dem besonders hohen Verkehrsaufkommen auf den südlichen Einfallstraßen Göttingens und deren Querverbindungen.
Ich werde mich hüten, die Gegenargumente erneut wiederzukäuen. Alle Beteiligten und vor allem alle, die meinen etwas zu entscheiden zu haben, wissen, daß es für dieses Straßenprojekt keine rationale Begründung gibt.

Es wäre nur einfach – damals wie heute und wie in Zukunft – schlimm, daß ein großes Stück jetzt noch zusammenhängende – selbstredend kultivierte – Natur zerschnitten und großflächig zerstört würde. Schlimm wäre, daß für diesen Zerstörungsakt eine Menge Geld unwiderbringlich und sinnlos verpulvert würde, das dringend an anderen Stellen benötigt wird. Schlimm wäre auch das Signal für die Bewohner, daß wir noch immer an das Wachstum, auch des motorisierten Individualverkehrs glauben. Die heilige Dreifaltigkeit Motor – Wachstum – und die vollständige Planierung unserer Umwelt – diese drei, aber der Benzinmotor ist der größte unter ihnen. Sein Wille geschehe.

Morgen am Deich

Wie schön wäre es, stattdessen Projekte zur kommunalen und regionalen Verkehrsvermeidung ins Leben zu rufen. Statt den Neukauf von Autos mit Abwrackprämien zu belohnen, könnte man auch den öffentlichen Nahverkehr stärker subventionieren und seinen Ausbau und eine spürbare Verbesserung seiner Attraktivität voran treiben.
Die innerstädtischen Fahrradverbindungen, die schon seit Jahren angekündigt sind, wie zum Beispiel die Strecke Sternstraße – Elbinger Straße, könnten ohne großen Aufwand einfach mal realisiert werden.
Und was spricht gegen eine Innenstadt-Maut bei gleichzeitig deutlicher Senkung der Kosten für Bus-Fahrkarten? Andere Städte machen seit Jahren gute Erfahrungen damit.

Ich möchte, daß das Fleckchen Erde, das man auf dem Photo oben sieht, so idyllisch bleibt, wie es jetzt ist: ein Ort der Ruhe und Erholung für Mensch und Tier.

Verläßlicher Starrsinn

Ob aus rein konservativer Denke heraus oder wegen akutem Geldmangel: die niedersächsische CDU-Landesregierung unter Wulff und seiner Verrichtungsgehilfin Heister-Neumann halten ungeachtet klarer Eltern- und Lehrer-Voten am dreigliedrigen Schulsystem fest. Zwar wurde vor der letzten Landtagswahl das Verbot der Neugründung von Integrierten Gesamtschulen wieder aufgehoben, nun aber soll hintenrum das Turbo-Abitur („G8“) auch für die IGS eingeführt und damit diese Schulform faktisch im Vollzug zerstört werden.
Denn wie soll eine Integration verschieden lernstarker und – schneller Schüler umsetzbar sein, wenn durch Verkürzung der Schulzeit der ohnehin stetig wachsende Druck noch massiv verschärft wird? Zugleich werden Lehrerstundenzahlen gekürzt bzw. den Lehrern wachsende Stundenzahlen aufgebürdet. So kann man eine in Jahrzehnten bewährte und und noch immer zunehmend erfolgreiche Schulform zielstrebig zerstören.
Allein im Landkreis Göttingen sind für das Schuljahr 2009/10 3 neue IGS beantragt. Nachdem administrative Hürden offenbar nicht ausreichen, den Elternwillen zu bremsen, nun also Politik mit der Brechstange.

[edit 5.3.: mittlerweile sind alle 3 Anträge auf neue Gesamtschulen von der Landesschulbehörde abgelehnt worden. Es sei nicht nachweisbar, daß diese auf absehbare Zeit auch genügend Schüler haben werden.]

Nationale und internationale Vergleichsuntersuchungen zeigen, dass das gegliederte allgemein bildende Schulwesen gegenüber einem Schulwesen mit längerem gemeinsamen Unterricht leistungsmäßig überlegen ist„, sagte Heister-Neumann.
Wie kommt eine Ministerin zu so einer steilen und völlig haltlosen Behauptung?!

Tatsächlich zeigen nationale und internationale Studien vor allem, daß die deutsche Abiturienten-Quote zu niedrig und die Anzahl der Studienabbrecher zu hoch ist. Deutschland hat in den letzten Jahren immer wieder betont schlechte Kritiken von der OECD für seine Schulpolitik bekommen, insbesondere auch für das dreigliedrige System, bei dem die Hauptschulen und ihre Absolventen einfach hinten runterfallen.

Kinder werden hierzulande bereits mit zehn Jahren auf unterschiedliche Bildungswege verteilt. Wer aus einer benachteiligten Familien kommt, wird dabei eher auf einen Bildungsweg geleitet, der eine geringere Leistung erwarten lässt„, kritisierte OECD-Generalsekretär Angel Gurría.

Doch Schützenhilfe kommt nun auch aus Berlin: die Bundesregierung stellt Abschlüsse nun gar für Sonderschüler in Aussicht. Die lang ersehnte Qualifikation zum Supermarktwagen-Zusammenschieber und Ein-Euro-Jobber? Oder wie üblich nur ein plumper Trick, um die Schulabbrecher-Statistik zu schönen?

Golfplatz-Träume

Aus der Serie: unveröffentlichte Leserbriefe an das GT:

Zuerst ungläubiges Staunen beim Blick auf das Datum der Zeitung. Ein verfrühter Aprilscherz? Dann der Ärger und fassungsloses Kopfschütteln. Aus welchem Grund weckt die südliche Feldmark immer wieder massive Zerstörungsgelüste der Stadtplaner?

Die ehemalige Bauschutt-Deponie hat für alle einen hohen Erholungswert und dient dem Landschaftsschutz. Der Ackerboden wird als wertvoll eingestuft, in der Nähe befindet sich ein Wasserschutzgebiet.

Golfplätze benötigen für ihren Unterhalt eine enorme Menge Wasser und Unkraut-Vernichtungsmittel.

Man kann und darf diese Flächen nicht einer Gesellschaft überlassen, die nichts anderes im Sinn hat als eine Umwidmung zum Zwecke einer Freizeitindustrie, von der die Mehrzahl der Bevölkerung keinen Nutzen haben wird.

Wer braucht noch einen Golfplatz in Zeiten der Wirtschaftskrise?!

Wer möchte, kann die Schönheiten einer Golfplatzanlage auf dem Gelände des IfL direkt hinterm Klinikum in Augenschein nehmen. Dort war früher eine vielfältig und gern genutzte große Rasenfläche, die dann für den Golfplatz vereinnahmt wurde und seitdem nicht mehr betreten werden kann.

Die Planung einer solch massiven Landschaftsveränderung richtet sich offenkundig gegen sämtliche Interessen der Bürger. Cui bono? Anscheinend soll hier von der Stadt das finanziell unattraktive weil unverkäufliche Gelände des alten Stadtbades der GoeSF übernommen werden, während die Stadt ihrerseits wertvolle und gut genutzte Flächen abgibt. Ein weiterer Fall der Sozialisierung von Verlusten und der Privatisierung von Gewinnen?