Aus für Südumgehung

Feldmark

Lange schon zeichnete es sich ab: die heiß umstrittene Straße, die dem Süden Göttingens Entlastung bringen sollte, ist nicht finanzierbar. Auch anderen Umgehungsstraßen in der Region (von Holtensen über Klein Lengden bis Waake) wurden kurzerhand die Landeszuschüsse gestrichen. Wo kein Geld ist, kann auch keins verteilt werden.
Ein Glück für die südliche Feldmark Göttingens! Sie wird auf lange Zeit vom Autoverkehr verschont und für die lärmgeplagten Göttinger Hauptstraßen-Anlieger Rückzugsgebiet und Ruhepol bleiben.
Für die Verkehrssituation im Süden Göttingens muss aber natürlich trotzdem, um nicht zu sagen jetzt erst recht, etwas geschehen! Eine nachhaltige Lösung, die das Anwachsen von Individualverkehrsströmen nicht als naturgegeben hinnimmt, ist dringend gefordert. Das wäre nun eine Profilierungschance für Politiker, die ihr Engagement für den Stadtteil tatsächlich ernst meinen. Man darf gespannt sein, ob von ihnen etwas kommt und ob es zu irgend etwas nützt. Die Vorschläge aus den Reihen von CDUSPDFDP waren leider wie üblich für die Tonne.
Für die miteinander im Hader liegenden Bürgerinitiativen pro bzw contra Südumgehung wäre nun die Gelegenheit, sich zusammen zu tun und fortan an einem Strang zu ziehen, geht es ihnen doch letztlich um dasselbe Ziel.

Rundkopf ausgemustert

BR477

Am vergangenen Wochenende hat die DBAG als Eignerin der Berliner S-Bahn die letzte der alten Baureihen, die aus den 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammende BR 477, endgültig aus dem Fahrdienst verabschiedet. Die Fahrzeuge werden jetzt größtenteils verschrottet.

Für mich bedeutete diese alte Bahn, die nicht nur durch ihr ganz eigenes Aussehen, sondern beinahe noch mehr durch ihren unverwechselbaren Sound etwas ganz besonderes war, eine stete Erinnerung an meine ersten Berlin-Touren in der zweiten Hälfte der 70iger-Jahre. Damals nicht allein geprägt von Mauer und Kaltem Krieg, der allmählich in die sogenannte Entspanungspolitik einmündete – sondern auch durch intensive persönliche Erlebnisse, die mein Verhältnis zu dieser Stadt und zu dieser Bahn prägten.
Das intensivste Bild in meiner Erinnerung: Spaziergang am Schlachtensee in der Abenddämmerung, durch die Bäume hindurch sieht man die gelb-funzelige Innenbeleuchtung einer vorbeirumpelnden S-Bahn, damals sicher noch älterer Bauart – und dazu dieser Fahrsound.
Erst 1979 unternahm ich eigene ausgedehnte Exkursionen mit der S-Bahn, weil dieses eigentlich sehr effektive Verkehrsmittel in diesen Jahren noch immer von der Westberlinern boykottiert wurde, gehörte es schließlich der Ostberliner DR… Meine Rundfahrten auf dem unterbrochenen Ring, durch die Mauer nach Ostberlin bzw drunter durch – auch wenn die Eindrücke mit den Jahren verblassen und durch aktuellere verdrängt werden – diese ganz besonderen, eigenartigen Gefühle von damals, die bleiben sicher.

Um die Rundköpfe – am 10. Oktober konnte ich eine letzte Fahrt damit machen – tut es mir echt leid.

Wer Lust hat: Photos davon gibt es hier und 2 kurze Videos mit Sound hier.

Südumdenkung

Am Freitag, 31.10.03 wurde im Foyer des Neuen Rathauses in Göttingen eine Ausstellung zur Südumdenkung eröffnet.
Ein spannendes alternatives Verkehrskonzept für die Region Göttingen, das der herrschenden sinnlosen Betonpolitik Argumente entegensetzt, die nicht nur einleuchten, sondern auch gute Laune machen.
Der Ausstellung und erst recht den Ideen, die gezeigt werden, wünsche ich viel Glück und viele offene und engagierte BesucherInnen!

Lauter Arbeitsplatz

Strassenbau

Aber faszinierend, wie diese Maschine funktioniert. Strassenbau

Von der ohnehin schon bös ramponierten Straße wird die oberste Schicht abgeschrappt, das Schrapp-Gut durch einen Zerhacker gejagt, dann auf einem langen Förderband nach vorn gefördert, wo es dann im Bogen auf den davor fahrenden Lastwagen fliegt.

Strassenbau

Der bringt das schwarze übel riechende Schreddergut dann zur „Veredelung“, von wannen es wieder kommen wird, um mit einer anderen Maschine wieder auf unsere Straßen geschmiert und festgewalzt zu werden.
Das ist Recycling.

Tempo 70 für alle!

Hurra!
Endlich hat Jürgen D., Göttingens OB ein klares, markantes und wirksames Zeichen für die Zukunft in den Asphalt der Stadt gesetzt.
Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautete, hat seine Obrigkeit verfügt und ihro itzo angeordnet, einige der lästigen und völlig unzeitgemäßen Zone-30-Zonen rückzuwidmen und dem normalen Verkehr (Motto „freie Fahrt für freie Bürger“) wieder einzugliedern. Wie es heißt, zwangen ihn gesetzliche Vorgaben, Straßenzüge, (in denen sowieso niemand Tempolimits beachtete, die Red.), in denen dem Durchgangsverkehr mehr Raum, mehr Vorfahrt und mehr zügige Verkehrsabwicklung zuzugestehen ist, die 30-km/h-Zonen aufzuheben und wieder nominell Tempo 50 zu erlauben.
Die Freude unter den Göttinger Autofahrern ist begreiflicherweise groß. Denn da in den lästigen Zone-30-Straßen schon niemand merkte, daß man natürlich wenigstens 50 fuhr (Merke: wer zuerst bremst, hat verloren!), ist nun der Freifahrschein offiziell, wieder allgemein mit 70 durch die sowieso völlig verlassenen Vorortstraßen (eh bloß Weende und Geismar) brettern zu dürfen.
Um’s Gewissen zu beruhigen, wurde angeordnet, vor Kindergärten, Schulen und Altenwohnstätten Tempolimits neu einzuführen (hört hört!) – zum Glück sind das ja immer nur kurze Stückchen. Bis man da überhaupt realisiert hat, daß man zu schnell ist, hat man sie eh hinter sich und kann auf den Schreck gleich erst noch ma so richtig drauf drücken. Äh treten.
Wie schön.
Es gibt also doch noch ausgleichende Gerechtigkeit!

  • Beitrags-Kategorie:AllgemeinVerkehr

Ein neues Fahrrad

muß her!
Vor ein paar Wochen ist mir mein Stadtrad geklaut worden. Seitdem fahre ich auf meinem Tourenrad zur Arbeit. Nicht, daß es nicht gut führe. Nein nein, sogar sehr gut. Aber es hat eine 24-Gang-Kettenschaltung, die sich mit den Anzughosen, welche ich im Büro tragen muß, nicht so recht verträgt. Und es hat keinen Korb, so daß ich das dicke fette Schloß, daß ich jetzt benutze, immer um mich selbst wickeln muß. Beim Fahren. Das nervt.
Eigentlich würde ich es auch lieber schonen und weiterhin nur für Touren nutzen. Dann hält es vielleicht noch einmal 12 Jahre :-) Und überhaupt.
Da ich immer mit dem Rad zur Arbeit fahre und auch sonst nur seltenst unser Auto bewege, kann ich mir ruhig ein Zweitrad leisten. Oder?
Aber die Auswahl fällt mir schwer.
Es soll robust sein, damit es die immer schlechter werdenden Göttinger Straßen eine Weile überlebt. Es soll einigermaßen bequem sein. Ich muß damit aber auch unbedingt schnell fahren können. Sitzhaltung also eher nach vorn geneigt, guter Leichtlauf, das aber möglichst mit Siebengang-Nabenschaltung und Rücktritt.
Gibt’s das?
Probe gefahren bin ich heute das T100 von der Bremer Fahrradmanufaktur. Kostet 650 EUR und macht eigentlich einen ganz guten Eindruck. Gibt’s halt nur in ganz schwarz und sieht nach nichts besonderem aus. Könnte den Vorteil haben, daß es dann auch nicht gleich wieder geklaut wird.
Schöner sind die Fahrräder von Patria. Auch in den Ausstattungsvarianten vielseitiger. Aber auch teurer.
Tja.

  • Beitrags-Kategorie:AllgemeinVerkehr

Fehler rückgängig machen

“ ‚Die Fehler der Vergangenheit müssen rückgängig gemacht werden‘ , erklärt der Unternehmensberater und einstige Erfinder des Interregios, Karl-Dieter Bodack. „
Aus diesem taz-Artikel läßt sich Hoffnung schöpfen: offenbar gibt es doch noch ein paar Leute mit Einfluß, die an das Gute in der Bahn glauben.
Die alte Bahncard wieder einführen, Interregios wieder fahren lassen und ihr Netz ausbauen, Nahverkehrsverbindungen im großen Stil verbessern und regional bis überregional mit einander verflechten. Und natürlich dieses blödsinnige neue Preissystem am besten rückwirkend wieder abschaffen.
Soviel als Sofortmaßnahmen.
Indes, in der heutigen Aufsichtsratssitzung einfach nur ein paar Vorstandssessel neu zu besetzen, dürfte am Grundproblem nicht viel ändern. Da muß tiefer gebohrt werden und an anderen Stellen.
Die systematische Verhinderung nachhaltigen Wirtschaftens wird sich wohl kaum nur an einzelnen Personen festmachen lassen. Aber klar: irgendwo muß man anfangen.

Innenstadt-MAUT

Den Londonern ist etwas gelungen, was ich nicht für möglich gehalten hätte: seit drei Monaten schon verlangen sie Maut-Gebühren von allen Leuten, die mit dem Auto in die Stadt reinwollen.
Der Erfolg: etwa 20% weniger Autos in der Stadt. Die noch fahrenden können doppelt so schnell wie vorher. Es wurde genug Geld für 300 neue Busse eingespielt. Schreibt die taz.
Aber hierzulande, wo nur freie Fahrt für freie Bürger zählt, werden noch nicht mal die Lastwagen auf der Autobahn für die massiven Schäden, die sie verursachen, zur Kasse gebeten.
Dabei ist selbst Bus fahren einfach cool.

Natürlich wär Straßenbahn noch viel schöner. Aber man muß ja erstmal einen Anfang finden. Daß das geht, sieht man u.a. hier.